Freitag, 5. September 2014

Unsere beliebtesten Irrtümer

Aus Jürgen ZirbikSo ticken wir – Verhaltensgesetze und psychologische Phänomene für Führung, Verkauf und den ganzen Rest, Friendship Verlag, Nürnberg  2012

Überblick: Welchen Irrtümern wir aufsitzen

Attribution …
… ist die Art und Weise, wie wir Situationen und Ereignissen Ursachen zuordnen. Wir neigen dazu, die Ursachen bei Menschen zu suchen (internale Attribution) und weniger in den Umständen (externale Attribution). „Meier ist einfach zu doof, die Aufgabe zu lösen.“
Überlegenheitsillusion …
… besagt, dass wir uns grundsätzlich für besser halten als die anderen. Und wir überschätzen grundsätzlich unsere Stärken und unterschätzen unsere Schwächen.
Verfügbarkeitsfehler…
… umfasst einen Fehlschluss aufgrund der Präsenz von Informationen. Dazu tragen die Massenmedien bei. Haben Sie gerade einen Bericht über einen Flugzeugabsturz aufgenommen, schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit abzustürzen höher ein. Selbiges gilt für Verbrechen und Terrorismus.
Kontrollillusion…
… ist der Glaube, dass man Situationen und Ereignisse im Griff hat, die nachweislich nicht oder nicht mehr beeinflussbar sind. Klassiker sind die Illusionen von Suchtkontrolle oder die Kontrolle von Börsenentwicklungen.
Rückschaufehler…
… beschreibt das Phänomen, dass wir Menschen, nachdem wir den Ausgang von Ereignissen erfahren, uns systematisch falsch an unsere früheren Vorhersagen erinnern. Wir verzerren unsere ursprünglichen Schätzungen in Richtung der tatsächlichen Ausgänge.
Verknappungsirrtum…
… besagt, dass wir ein Produkt oder eine Dienstleistung automatisch für besser finden, wenn es oder sie verknappt ist. Oft fallen wir auch noch künstliche Verknappung herein (… nur bis zum 31.12.2020), obwohl wir schon 1000 Mal erfahren haben, dass es auch nach dem 31.12.2020 weitere Sonderangebote gibt, die oft auch noch günstiger sind als die da bis dahin gültigen.
Irrtum der sinkenden Kosten (Sunk-Cost-Fallacy) …
… bezeichnet, dass wir uns sträuben, Entscheidungen zu widerrufen, wenn wir uns bereits angestrengt haben und in die Entscheidung investiert haben.

Unser Menschenbild trägt zu Trugschlüssen bei

Unabhängiges Menschenbild
Unabhängiges Menschenbild?
Unser unabhängiges, selbstbestimmtes Menschenbild führt dazu, dass wir bei den Äußerungen, dem Verhalten, und Handlungen einer Person unterstellen, dass alles was da geschieht, Ursache in der Person selbst findet. Kommt nun jemand zu spät zu einer Besprechung, liegt das natürlich an der Person selbst. „Wie immer“ kommt „Müller“ zu spät. Tatsächlich kann das ganz andere Ursachen haben, für die der Betreffende gar nicht verantwortlich zu machen ist. Ausfall der S-Bahn, kilometerlanger Stau, Zahnschmerzen des Kindes, oder was auch immer.
Trotzdem: Zuerst neigen wir dazu, der Person selbst die Ursache für alles zuzuweisen. Die Folge davon sind häufig Ungerechtigkeiten, Streit und Stress am Arbeitsplatz oder zuhause. Seien Sie sich also der „internalen Attribution“ bewusst und hinterfragen Sie Ihre automatischen Schlüsse selbstkritisch. Nicht immer ist die Person Ursache für ihr Verhalten oder ihre Äußerungen.Tipp: Fragen helfen.

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