Sonntag, 29. Juni 2014

Lüge und Kommunikation

Aus Jürgen Zirbik: Sie können das - Kommunikation mit GMV - mit gesundem Menschenverstand überzeugen, Friendship Verlag, Nürnberg 2014


Kommunikation: Wer einmal lügt ...


Bestimmt können Sie diesen Spruch zu Ende dichten. Wenn Menschen herausfinden, dass sie angelogen worden sind, führt das in der Regel zu einem Knacks. Erleben sie das mit einer Person häufiger, kommt es zum dauerhaften Vertrauensbruch. Das regelt der gesunde Menschenverstand. Das spielt übrigens eine recht große Rolle bei der Zuweisung von Glaubwürdigkeit zu bestimmten Berufsgruppen. Politiker und Journalisten stehen da ganz unten – sie wissen warum –, Ärzte und Geistliche ganz oben, allerdings haben Geistliche wegen der aufgedeckten Missbrauchsskandale kräftig an Vertrauensvorschuss eingebüßt.

Sie haben bereits mitbekommen, dass wir schon von Kindesbeinen an in der Lage sind, vortrefflich zu lügen. Ein Erwachsener lügt durchschnittlich 200-mal am Tag, so jedenfalls die Ergebnisse verschiedener Studien. Insbesondere in der öffentlichen Kommunikation erleben wir alle häufig, dass wir der Unwahrheit näher sind als der Wahrheit. Das alles führt dazu, dass die Lüge nach wie vor einen sehr großen Einfluss auf die Wirkung von Kommunikation hat. Und das ist gut so.


GMV-Tipp: Wer immer die Wahrheit sagt, braucht kein gutes Gedächtnis. Wahrheit macht gelassen und gibt eine fast schon charismatische Ausstrahlung, denn Wahrheit ist in Wahrheit selten geworden
.


Lüge: Was du nicht willst, das man dir tu’ ...


Bezogen auf Kommunikation ist dieser Imperativ heute noch gültig. Wenn ich nicht angelogen werden möchte, so sollte auch ich die Wahrheit sagen. Wenn ich Wertschätzung erwarte, sollte auch ich Wertschätzung geben. Diese Imperative gelten dann, wenn normale Umstände vorherrschen und man vom vernünftigen, emotional gesund gesteuerten Menschen ausgehen kann. Die Grenze dessen, was Menschen wünschen beziehungsweise eben nicht möchten, ist individuell sehr verschieden. Von daher besitzt dieser Spruch nur im Rahmen von Normalität Gültigkeit, nicht bei krankhaft veranlagten Menschen (Motto: Schlag mich…). Hat eine Person beispielsweise grundsätzlich nichts dagegen, mies behandelt zu werden – es soll ja Menschen geben, die stehen darauf –, verliert der Imperativ natürlich seine Bedeutung. Seine allgemeine Gültigkeit hat er nach Meinung verschiedener Kommentatoren bereits eingebüßt:

„... ist ein anachronistischer Imperativ, der früher das Zusammenleben von Menschen in Gesellschaften regeln sollte, im Zuge der Industrialisierung und Individualisierung der Menschheit aber zunehmend an Bedeutung verlor, da er die ungehemmte Ausbreitung des menschlichen Egos behinderte und das Recht des Stärkeren untergrub.“[i]


Gleichwohl: Aus GMV-Sicht und für jede normale Kommunikation scheint mir das „Was du nicht willst, …“ immer noch eine sehr brauchbare Grundhaltung zu sein. Manche Kommunikationssituation, die ich beobachte oder von der mir Menschen erzählen, hat so gar nichts von dieser einfachen Haltung. Führungskräfte gehen unwürdig mit Mitarbeitern um, Männer mit Frauen und umgekehrt, Politiker mit uns, Erwachsene mit Kindern usw.


Würde spielt in diesem Zusammenhang eine wunderbare Rolle. Ein schönes altes Wort, etwa so wie Ehre, das Kommunikation auch heute durchaus etwas verleihen kann, um sie einfach besser zu machen. Anders ausgedrückt führt das zu dem weiteren Imperativ: 



Behandle andere so, wie Du selbst behandelt werden willst


Auch das wird heute und insbesondere unter psychologischen Gesichtspunkten kritisch gesehen, denn es widerspricht den Prinzipien der Individualität in der Kommunikation.
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[i] http://de.uncyclopedia.org/wiki/Was_du_nicht_willst,_dass_man_dir_tu,_das_ fProzentC3ProzentBCg_ auch_keinem_andern_zu

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