Montag, 21. Januar 2013

Kommunikation und Charisma

Auszug aus dem Buch "Kommunikation mit GMV" von Jürgen Zirbik - erscheint Anfang 2013

Umgangssprachlich wird Charisma auch als gewinnende Ausstrahlung bezeichnet. Derjenige, der Charisma besitzt beziehungsweise ausstrahlt, hat schon mal eine Menge gewonnen, insbesondere in jeder Form von Kommunikation. Personen, die diese besondere Gabe und Ausstrahlung haben, wirken herausragend, egal ob sie nun eher positiv oder negativ in Erscheinung treten.

Charisma hat viele Facetten. Jacky Kennedy hat es gehabt, so wie auch Hitler oder Charles Manson. Sowohl Trickbetrüger, Scharlatane und Größenwahnsinnige haben es zu ihrem Instrument gemacht als auch CEO's (Firmenchefs, der Autor), Prominente und Präsidenten. Klug gebraucht ist es ein Segen, wenn missbraucht ist es ein Fluch. Charismatische Visionen haben Leute sowohl vorwärts als auch ins Verderben gebracht.[1]

Eine Person mit Charisma beeinflusst, bewirkt etwas und hat in der Regel in jeder Form von Kommunikation Erfolg. Wie alle Dinge, so hat auch Charisma zwei Seiten. Es kann zum Guten sowie zum Schlechten eingesetzt werden. Wir wenden uns hier natürlich ausschließlich dem Einsatz für gute Kommunikation zu. Nun kann es sein, dass sie sich selbst nicht als charismatische Person empfinden, vielleicht nicht einmal so genau wissen, was Charisma ausmacht. Es ist nur das „Besondere“, das Sie an charismatischen Menschen fest machen.
Was also macht eine charismatische Person aus?

Richard Wisemann, Psychologe an der Universität Hertfortshire, benennt drei Eigenschaften, die ein charismatischer Mensch aufweist:

  • Er empfindet Emotionen sehr stark
  • Er ist in der Lage, andere Menschen Gefühle erleben zu lassen
  • Er ist gefeit gegenüber der Wirkung anderer charismatischer Personen
Andere Experten weisen charismatischen Menschen starke Kernwerte, kraftvolle Visionen, außergewöhnlich wirkungsvollen Ausdruck oder aufreizende Gelassenheit und nicht zuletzt Attraktivität und Sexappeal zu. Dabei verfügen die unterschiedlichsten charismatischen Menschen über eine ihnen jeweils eigene Kombination aus solchen und weiteren Eigenschaften. Charisma ist sehr hilfreich für persönlichen und beruflichen Erfolg. Gerade Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, verfügen häufig über Charisma. Denn diese Eigenschaft ist oft damit verbunden, dass jemand extrovertiert ist, eine wichtige Aufgabe und Vision hat.

Irgendwie geraten oder drängen gerade solche Personen leicht in die Öffentlichkeit. Gerne genannt werden hier die üblichen Verdächtigen wie Gandhi, Kennedy, Churchill, Johannes Paul der Zweite, Jesse Owens, Albert Schweitzer oder auch Mutter Theresa. Die bösen Charismatiker habe ich hier bewusst weggelassen, wollen jedoch auch diesen Aspekt ganz kurz beleuchten. Charismatische Menschen können auch böse sein, wie die Autorin Gloria Beck bemerkt. Beck bezweifelt, dass charismatische Menschen tatsächlich emotionell stark empfinden müssen. Aus ihrer Sicht genüge es, wenn sie es so aussehen lassen als ob. Charisma könne gespielt werden, so Beck. Nach ihr gilt für charismatische Personen:
  • Sie agieren seltener regelkonform und eher außergewöhnlich
  • Sie sind unabhängig von der Meinung anderer
  • Sie setzen selbst neue Gesetze oder Gebote in die Welt

Charisma geht nicht ohne die Anderen

„Ich bin ein Berliner“, rief Kennedy den Deutschen in den 1960ern zu. Sein später Nachfolder Obama tat es ihm gleich. Beide gelten oder galten als besonders charismatische Persönlichkeiten – „Yes we can“. Das gilt jedoch nicht für die Ewigkeit. Bei beiden ist der charismatische Sturm zu einem lauen Lüftchen verkommen. Wie das?

Bürger Berlins, Völker der Welt, dies ist unser Moment«, rief Barack Obama 2008 von der Siegessäule über 200 000 Menschen zu, die gebannt seinen Worten lauschten. Der damalige US-Präsidentschaftskandidat galt als Paradebeispiel für einen Charismatiker. Doch heute, nur wenige Jahre nach dem legendären Auftritt, scheint Obamas Glanz in den Augen vieler verblasst. Die „Washington Post“ munkelte kürzlich: „Obama loses his campaign charisma“ (zu Deutsch: »Obama verliert sein politisches Charisma«).[2]

Charisma kann man auch wieder verlieren

Dass man Charisma auch verlieren kann, begründen Forscher damit, dass es keine festen Persönlichkeitseigenschaften darstellt. Charisma wird Menschen von anderen zugewiesen, so die heutige Forschermeinung. Früher hieß es noch „das hat man oder man hat es nicht“. Die gute Nachricht ist, deshalb können auch Sie sich um eine charismatische Ausstrahlung bemühen und es kann (fast) jedem gelingen. Da Charisma dem Wandel unterworfen ist, können Merkmale von Charisma auch gut über Fragebogen ermittelt werden, beispielsweise in Fragen der Führungskräfteentwicklung.

Die Wissenschaftler Jay Conger von der University of Southern California in Los Angeles und Rabindra Kanungo von der McGill University in Montreal (Kanada) haben entsprechende Fragebogen entwickelt, um Charisma bei Führungskräften zu bewerten. Die sogenannte Conger-Kanungo-Skala misst Merkmale charismatischer Führung:
  • Sinn für die Bedürfnisse der „Anhänger“
  • die Fähigkeit, eine Vision zu entwickeln
  • die Fähigkeiten die Vision geschickt zu kommunizieren
  • Mut zum Risiko
  • Ungewöhnliches Verhalten

[1] Quelle: Magazin Fortune, 01 / 1996
[2] Susanne Donner: Im Bann des Charismas, in: Gehirn & Geist, 11/2011, S.24 ff

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