Viele Studien und die Erkenntnisse der modernen Psychologie
zeigen, dass Kommunikation in erster Linie von emotionalen Faktoren getragen
wird. Sind Sie also in der Lage, das emotionale Gemenge eines Menschen zielgerichtet
zu beeinflussen, sind die Chancen sehr groß, dass die Wirkung eintritt, die
auch Ihrer Absicht entspricht.
Wirkung hängt am Empfänger
Das klingt jetzt vielleicht kompliziert, ist es
aber nicht. Denn es gibt einige wenige Einflussfaktoren auf die Wirkung der
Kommunikation, die besonders viel bewirken. Das hängt auch damit zusammen, dass
Menschen dazu neigen, aus der riesigen Datenflut, die permanent auf sie
einströmt, sich nur einige wenige Botschaften herauszupicken. Das geschieht
weitgehend unbewusst und hat sehr viel mit den individuellen Erfahrungen und
Erlebnissen des Einzelnen zu tun. Die Wirkung von Kommunikation hängt also in
einem sehr großen Maß vom Empfänger ab, seinem Erfahrungshintergrund, seinen
Interpretationen der Botschaften und seinen Bildern im Kopf. Darauf zielt
Kommunikation mit gesundem Menschenverstand ab.
Eine Wahrheit kann erst wirken, wenn der
Empfänger für sie reif ist.
Christian Morgenstern
Christian Morgenstern
Beziehung vor Inhalt
Zum Beeinflussen und zur Steuerung Ihrer kommunikativen
Wirkung sind Modelle und Regeln sehr hilfreich. Ein Modell der
Kommunikationswirkung ist das sogenannte Eisbergmodell. Es besagt, dass auf den
grundsätzlichen Ebenen der Kommunikation, der sogenannten Sachebene und der Beziehungsebene, das Wirkungsverhältnis etwa
eins zu neun ist.
Auf der Sachebene befinden sich vor allem Faktoren wie
Inhalt, Zahlen, Daten und Fakten. Diese Ebene wirkt durchschnittlich zu zehn
Prozent. Auf der Beziehungsebene befinden sich eine Vielzahl auch unterbewusst
wirkender Faktoren wie beispielsweise Körpersprache, Haltung, Mimik, Gestik
sowie Betonung, Lautstärke, Satzmelodie, aber auch die Rahmenbedingungen, das
Umfeld und viele andere mehr. Auf der Beziehungsebene wirkt Kommunikation bis
zu 90 Prozent. Es ist wie bei einem Eisberg, dessen sichtbarer Teil über Wasser
rund zehn Prozent seiner Masse ausmacht, während sein Masseanteil unter der
Wasseroberfläche an die 90 Prozent beträgt.
Diese Werte sind in Studien und Untersuchungen immer wieder
bestätigt worden, auch wenn sie leicht variieren. Aber schon der gesunde
Menschenverstand sagt seit Jahrhunderten, dass Beziehung vor Inhalt geht. So
wird die Beziehungsebene immer angesprochen, selbst wenn Sie nichts sagen, also
keine Inhalte von sich geben. Alleine durch Ihr Erscheinen, Ihr Aussehen, Ihre
Haltung und Ihre Körpersprache.
Man kann nicht nicht kommunizieren.
Paul Watzlawik
Paul Watzlawik
Kommunikation und Emotion
Rationalisten gehen hier gerne in Opposition. 90 Prozent Beziehungsebene? Das kann nicht sein. Ich entscheide und handle wohlüberlegt. Die Ratio unterscheidet uns ja schließlich vom Rest der Welt. Ich trainiere hin und wieder Ingenieure, also Menschen, die vermeintlich mehr rationale Anteile besitzen und sich auch so einschätzen. „Ich denke, also bin ich“ (Descartes). So hätten wir es gerne. Es ist jedoch anders und nach vielen Erkenntnissen der letzten Jahre völlig überholt - rein rational betrachtetNach: Jürgen Zirbik. Sie können das, Friendship Verlag 2013
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