Samstag, 19. Oktober 2013

Reframing macht Vieles leichter

Aus: So ticken wir, Friendship Verlag 2011
ReframingReframing bezeichnet eine Methode, die man mit Umdeuten beschreiben kann. Andere Begriffe dafür sind Kopfstandmethode oder Neurahmung. Der Begriff kommt ursprünglich aus der Familientherapie und meint, wir geben Vorkommnissen eine andere Bedeutung und einen anderen Sinngehalt, wenn wir sie einfach umdeuten.

Geschichte: Arme Leute

Eines Tages nahm ein Mann seinen Sohn mit aufs Land, um ihm zu zeigen, wie arme Leute leben. Vater und Sohn verbrachten einen Tag und eine Nacht auf einer Farm einer sehr armen Familie. Als sie wieder zurückkehrten, fragte der Vater seinen Sohn: “Wie war dieser Ausflug?” “Sehr interessant!” antwortete der Sohn. “Und hast du gesehen, wie arm Menschen sein können?” “Oh ja, Vater, das habe ich gesehen.” “Was hast du also gelernt?” fragte der Vater. Und der Sohn antwortete: “Ich habe gesehen, dass wir einen Hund haben und die Leute auf der Farm haben vier. Wir haben einen Swimmingpool, der bis zur Mitte unseres Gartens reicht, und sie haben einen See, der gar nicht mehr aufhört. Wir haben prächtige Lampen in unserem Garten und sie haben die Sterne. Unsere Terrasse reicht bis zum Vorgarten und sie haben den ganzen Horizont.” Der Vater war sprachlos. Und der Sohn fügte noch hinzu: “Danke Vater, dass du mir gezeigt hast, wie arm wir sind.“[i]
Auch im Veränderungscoaching findet Reframing sehr häufig und sehr sinnvoll statt. Sie wollen beispielsweise Ihre Angst vor Präsentationen, dem Sprechen vor mehreren Menschen, abbauen oder wegbekommen. Dann kann die Veränderung der Sichtweise durch Reframing sehr hilfreich sein. Statt „Viele Leute machen mich nervös“ können Sie die Haltung einnehmen „Bei jeder Präsentation lerne ich dazu“. Vielleicht sind Sie dann immer noch nervös, aber haben weniger oder keine Angst mehr. Es funktioniert, wenn Sie es richtig umsetzen. Therapie- und Coaching-Methoden, wie das neurolinguistische Programmieren (NLP), arbeiten erfolgreich mit dem Reframing. „Auch beim neurolinguistischen Programmieren (NLP) ist das Reframing eine bewährte Methode. NLP zielt darauf ab, über bestimmte Denk- und Kommunikationsmuster unser eigenes Verhalten in angenehme und erfolgreiche Bahnen zu lenken.“[ii]  (Kitz, et al., 2011)

Beispiel: 6-Stufen-Reframing (NLP)

  • Identifizieren des Problems
    (ein Verhalten, ein Symptom, negatives Gefühl, …).
  • „Ich habe Angst vor Gruppen zu sprechen“
  • Kontakt mit dem dafür verantwortlichen inneren Teil herstellen. Im NLP geht man davon aus, das unbewusste, innere Teile für Haltungen und Verhalten mitverantwortlich sind. Z.B. „Der Beschützer“, „der Abenteurer“
  • Die gute Absicht dieses “Teils” herausfinden.
    z.B. Angst ist Schutz. Schutz vor Blamage und schlechten Gefühlen
  • Kreativen inneren „Teil“ ansprechen und eine Umdeutungslösung finden. „Bei jeder Präsentation vor mehreren Leuten lerne ich dazu.“
  • Prüfen, ob etwas im Inneren dagegen spricht – sogenannter Ökologie-Check
    Z.B: ein Gefühl, eine kritische Stimme: „wenn du das besser kannst, musst du in der Firma ständig präsentieren“.
  • Bild vom künftigen Verhalten – sogenannter Future Pace.
    Stellen Sie sich die nächste Präsentation vor. Was fühlen Sie? Was sehen Sie? Was hören Sie?
Sollten Sie da ein paar größere persönliche „Baustellen“ haben, suchen Sie einen Coachauf. Krankhafte Thematiken sind für den Therapeuten bestimmt (Depression etc.). Ein guter Coach wird erkennen, ob und wie er Ihnen helfen kann oder ob es angeraten ist, eine andere Stelle aufzusuchen.
Wagen Sie Selbstcoaching
Für einfachere Änderungswünsche in Haltung oder Verhalten, beispielsweise, wenn Sie das Aufschieben unangenehmer Tätigkeiten in den Griff bekommen möchten, können Sie für den Anfang erst einmal eine ganz einfache Methode testen und ausprobieren – quasi sich selbst coachen.
Setzen Sie einfach ein zusätzliches Wort in Ihren “Problemsatz“ ein. Statt „ich habe Angst vor Gruppen zu sprechen“, „ich habe noch Angst vor Gruppen zu sprechen“ oder für die ganz Mutigen „ich habe keine Angst vor Gruppen zu sprechen“. Hier empfehle ich, die Negation „keine“ anschließend positiv auszudrücken, denn das Gehirn versteht kein „nicht“. Also: „ich habe den Mut vor Gruppen zu sprechen“. Schon diese kleinen Änderungen können eine große, positive Lawine lostreten.
Beim Reframing liegt die Betonung auf „umdeuten“, „umdenken“ und „Perspektivwechsel“. Bestimmte Fragen helfen Ihnen beim Umdenken, wenn Sie sich mit etwas Unangenehmen beschäftigen und es abstellen möchten:
  • Wozu könnte das gut sein?
  • Was kann und soll ich daraus lernen?
  • Wovor schützt es mich?
  • Was habe ich davon?
  • Welche Chancen stecken darin?

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